Wie ist es, ein Ehepaar in unserer Mitte zu begrüßen, wo der Mann blind und gehörlos ist?
Wir waren sehr gespannt und erfuhren gleich zu Beginn, wie wir alle zusammen so „Grüß Gott“ sagen oder applaudieren können, dass er es auch mitbekommt: durch Trommeln mit den Füßen!
Damit wir uns mit ihm unterhalten und Einiges von ihm erfahren konnten, hatte seine Frau eine große und anstrengende Aufgabe: Sie „übersetzte“ das, was wir sagten, für ihren Mann und „übersetzte“ auch das, was er uns mitteilen wollte: ihr Beruf ist also Gebärdendolmetscherin. Sie „lieh“ ihrem Mann ihre eigene Stimme: das nennt man „voicen“!
Zur Information: Herr Hepp kam gehörlos zur Welt und erblindete im Alter von 30 Jahren. Seine Krankheit ist das sogenannte Usher-Syndrom, eine erblich bedingte Seh- und Hörschwäche, die unterschiedlich stark ausgebildet sein kann.
Herr Hepp beeindruckte uns auf unterschiedliche Weise: er konnte unsere Namen aussprechen, wenn wir sie ihm in die Hand buchstabierten. Wie kann man sprechen, wenn man nichts hört? Dazu braucht man speziell ausgebildete Lehrer und muss seeehr viel üben!
Er schrieb an die Tafel, kann also unser Alphabet und so lernten wir: Taubblinde können mehr, als man denkt.
Auf jeden Fall kann er besser schreiben als wir „lormen“ (siehe unten): das ist die Zeichensprache, die wir ziemlich schwer, aber auch voll cool finden!
Herr und Frau Hepp sind für uns sehr besondere Menschen und Vorbilder, weil sie trotz dieser Behinderung miteinander auskommen. Sie haben uns sehr viel erzählt und unsere vielen Fragen beantwortet. So wissen wir jetzt, welche Sportarten Blind-Gehörlose beson-
ders gern ausüben: schwimmen und radfahren – im Tandem!
Sie meistern den Alltag mit ihren beiden Kindern sehr gut. Deshalb sind sie für uns besonders und einzigartig – eigentlich unerklärbar! Wir wissen nun, wie schlimm es ist, taubblind zu sein und damit seine Selbstständigkeit aufgeben zu müssen, aber auch, was gut und schön daran ist!
Text und Bilder: Vielen Dank an Frau Wagner, Dezember 2019