Eine große Überraschung wartete nach den Weihnachtsferien auf die Schüler der beiden sechsten Klassen: ein Päckchen aus Monistrol! Nanu? Wer schreibt uns denn da? Absender war der Anfängerkurs (cours d'initiation) Deutsch Klasse 6 am dortigen Collège, geleitet von Madame Chovelon, die auch (die einzige) Deutschlehrerin am Lycée und Verantwortliche für unseren "großen" Schüleraustausch ab der 9.Klasse ist.
Die Schüler der "sixième" hatten im Deutsch-Unterricht und daheim für ihre noch unbekannten Corres (Austauschschüler) hübsche Karten mit Grüßen zum Weihnachtsfest gebastelt. Mit im Paket: zwei Riesenpackungen mit den berühmten "Papillotes", das sind Schokoladenbonbons, eingehüllt in Papier mit Sprüchen und Zitaten (s. unten), die in der Region um Lyon in den Weihnachtsfeiertagen traditionell verschenkt und genascht werden.
Die Freude über die unerwartete Einladung zum Austausch war groß, und so testeten alle Sechstklässler sogleich aus, was man nach etwa 15 Wochen Französisch-Unterricht schon alles sagen kann. Die gesammelten Briefe sind inzwischen längst auf dem Postweg, aber bald sollen auch noch zwei Päckchen folgen: Die 6a bereitet eines für die Fasnet vor, die in der Auvergne weitgehend unbekannt ist, und die 6b will in ihrem Päckchen wenige Wochen später die deutschen Bräuche zu Ostern vorstellen.
Die französischen Sechstklässler werden sich am Ende diesen Schuljahres entscheiden, ob sie nach ihrem Schnupperkurs weiterhin Deutsch belegen oder doch lieber eine der anderen Sprachen, die am Lycée "Notre Dame du château" in Monistrol unterrichtet werden (Spanisch, Italienisch, Latein ...). "Wir geben auf jeden Fall alles, dass sie Deutsch toll finden!", waren sich die Mengener Sechstklässler einig. Immerhin besteht die Chance, dass sie ihre/n Corres in drei oder vier Jahren beim Schüleraustausch dann zu sich einladen können.
Kleinere, informelle Austausche vor dem ersten Schulaustausch mit Boulay in Klasse 8 gab es übrigens in der Vergangenheit schon öfter. Die Französischkolleginnen nutzen immer wieder Angebote der französischen Kolleginnen aus Boulay und Monistriol für Briefaustausche zwischen jüngeren Schülern, denn die Motivation, die daraus zum Fremdsprachenlernen erwächst, ist unermesslich: Sobald man ein echtes Mitteilungsbedürfnis hat, etwa einer Brieffreundin oder einem Brieffreund gegenüber, fällt das Sprachenlernen doppelt leicht, prägen sich Wörter und Wendungen oft wie von selbst ein. Allein die Erkenntnis, dass man das im Unterricht Erlernte eins zu eins gebrauchen und einsetzen kann, beflügelt die Schüler.
Die berühmten "papillotes" sind eine Spezialität aus Lyon: ein Stück Schokolade, eingewickelt in ein Papier mit Text / Botschaft (heutzutage in der Regel ein kluger Ausspruch oder ein Zitat) und anschließend eingehüllt in goldenes oder silberfarbenes Bonbonpapier.
Einer Legende zufolge soll diese Leckerei im 18. Jahrhundert von einem Confiserie-Lehrling erfunden worden sein, der seiner Angebeteten, die ein Stockwerk über ihm arbeitete, auf diese Weise seine Liebesbotschaften überbrachte.
Informationen & Foto "papillotes": http://fr.wikipedia.org/wiki/Papillote
Text & Fotos: Presse-AG im Januar 2014
