Wie jeden Donnerstag unterrichtete Pfarrer Raiser in den ersten beiden Stunden evangelische Religion. Nur dieses Mal war es das letzte Mal. Am Ende der zweiten Stunde gab es eine Schulversammlung, in der Herr Raiser mit dem Läuten der Pausenglocken in den Ruhestand entlassen wurde.
Wir haben Herrn Raiser ein paar Fragen zu seiner Zeit hier am Gymnasium gestellt:
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Seit wann unterrichten Sie am Gymnasium in Mengen?
Seit Februar 2006.
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Wie hat Ihnen die Zeit am Gymnasium in Mengen gefallen?
Ich war sehr gerne am Gymnasium. Die Schüler/innen waren immer sehr freundlich und hilfsbereit, auch die, die ich nicht unterrichtet habe. Ich finde, es herrscht ein gutes Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Man geht offen, vertrauensvoll und höflich miteinander um. Und im Kollegium fand ich mich gut integriert als einer, der nur an zwei Tagen da ist und eine Sonderstellung als Pfarrer hat.
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Gab es auch schwierige Momente für Sie während der Zeit am Gymnasium?
Als das Virus mein Gehör zerstörte, war ich zunächst sehr unsicher und hatte Angst, die Schüler würden mich nicht mehr ernst nehmen. Aber das Gegenteil war der Fall. Die Schüler waren sehr verständnisvoll und liebevoll und haben mir viel Lebensmut gegeben.
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Erinnern sie sich an ihre erste Unterrichtsstunde zurück: Was war anders als heute?
Das war 1978. Ich hatte große Angst vor der Klasse. Damals wollten die Schüler den Unterricht oft bewusst stören und manche waren auch sehr frech und provozierend. Das erlebe ich heute überhaupt nicht mehr. Natürlich stört es, wenn es unruhig ist und sich Schüler nicht an die Unterrichtsregeln halten. Aber dass sie Dir den Unterricht oder Dich selbst kaputt machen wollen, das gibt es - jedenfalls bei meinen Schülern - nicht mehr.
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Was haben sie nun vor? Wollen Sie z.B. eine Weltreise machen oder eher in Mengen bleiben?
Ich werde ja in Mengen wohnen bleiben und freue mich auf freie Zeit mit Freunden und Familie, zum Lesen, an den Seen, im Hallen- und Freibad… , gerne würde ich mal länger im Süden bleiben - Rom, Sizilien, Toscana, oder am Meer, das ich so liebe. Eine Weltreise reizt mich nicht, ich muss nicht alles gesehen haben, ich möchte andere Menschen und ihre Lebensweise und Kultur kennenlernen und nicht von Hotel zu Hotel ziehen. Außerdem möchte ich etwas Handwerkliches machen und werde bei einem Möbelrestaurator Lehrling.
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An welche Momente im Schulleben erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
An viele Anlässe, bei denen wir herzlich miteinander und übereinander lachen konnten, an Momente, wo wir einander ganz Persönliches anvertrauen und unsere Gefühle zeigen konnten, an viele Male, wo es von irgendwo her rief: Hallo, Herr Raiser!, und zuletzt beim Weihnachtschulgottesdienst, als ich einen Platz suchte und gesagt wurde: Setzen Sie sich doch zu uns! und Schüler den Platz neben sich anboten.
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Sie haben drei Wünsche frei, was wurden Sie sich wünschen?
1) ... dass wir Konflikte gewaltfrei austragen können.
2) ... dass wir Fehler zugeben und Schuld eingestehen können.
3) ... dass wir jedem Menschen seine Würde als Gottes Geschöpf lassen.
Wir wünschen Herrn Raiser einen entspannten Ruhestand und bedanken uns herzlich für die schöne Zeit!
Foto und Text: Presse AG; Jan. 2017