Der Schuljahresbeginn gehört zu den arbeitsreichsten Zeiten einer Schulsekretärin. Unsere Sekretärin Frau Kuchelmeister ist seit Dezember 2017 an der Schule; das vergangene Schuljahr war also ihr erstes komplettes Schuljahr bei uns. Im Juni haben wir sie in einem Interview mit unseren Fragen gelöchert:
Würdest du dich bitte kurz vorstellen:
Ich bin Jahrgang 1973, verheiratet und habe zwei Kinder, eine zwölfjährige Tochter und einen achtjährigen Sohn. Wir wohnen in Blochingen.
Wo hast du vorher gearbeitet und wie bist du dann zu uns gekommen?
Ich arbeite schon seit 1997 in der Stadtverwaltung Mengen, zuerst war ich mehrere Jahre im Stadtbauamt. Nach der Geburt meines Sohnes war ich kurzzeitig im Einwohnermeldeamt und zuletzt mit einer 40%-Stelle bei den Stadtwerken im Sekretariat des Technischen Leiters.
Die offene Sekretariatsstelle am Gymnasium wurde intern in der Stadtverwaltung ausgeschrieben. Ich war zuerst nicht ganz sicher, ob ich mit dieser 50%-Stelle zeitlich alles unter einen Hut bekomme. Aber ich habe mich dann dazu entschlossen, es auszuprobieren und mich beworben. … und ich habe es keine Minute bereut!
Wie fängt dein Arbeitstag an? Mit einer Tasse Kaffee?
(lacht) Nein, der Kaffee steht erst später an meinem Arbeitsplatz. Ich komme zwischen halb und drei Viertel acht in die Schule, fahre den Computer hoch und höre den Anrufbeantworter ab. Dann kümmere ich mich erst einmal um die Post, öffne, sortiere und verteile alles…
Womit hast du in deinem Arbeitsalltag am häufigsten zu tun?
Ich würde sagen, insgesamt schon mit den Schülern und ihren Fragen oder Wünschen und den Eltern, die anrufen. Danach dürften die Aufträge der Schulleitung kommen. (Kleine Anmerkung: Eine Stichprobe aus dem vergangenen Schuljahr hat ergeben, dass pro Tag durchschnittlich 50 Schüler ins Sekretariat kommen, im Laufe des Schuljahres also 181 x 50 = 9050 Schüler. Quelle: Schülerkalender 2018/19, S.12 J)
Was macht eine Schulsekretärin in den Ferien?
Als Angestellte habe ich nur 30 Tage Urlaub, also deutlich weniger Tage, als Schulferien sind. Damit ich in den Ferien trotzdem bei meinen Kindern sein kann, arbeite ich während der Schulzeit jeden Tag ca. 30-45 Minuten länger, mache also Überstunden, die ich dann in den Ferien abbaue.
In den Sommerferien nehme ich mir etwa vier Wochen frei, arbeite also etwa eine Woche länger und fange eine Woche vor Unterrichtsbeginn wieder an. In dieser ruhigen Zeit bekommt man natürlich eine ganze Menge „weggeschafft“.
In welchem Monat liegen die größten zusätzlichen „Arbeitspakete“ auf deinem Schreibtisch?
Kurz vor Schuljahresende und direkt am Schuljahresbeginn. Im Juli müssen z.B. alle Zeugnisse und Urkunden gestempelt werden und im Computersystem und den Ordnern werden alle Klassen in die nächsthöhere Klassenstufe versetzt sowie die Neuanmeldungen für die 5.Klasse angelegt. Das dauert seine Zeit …
Kollege X steht am Faxgerät und verzweifelt an der Technik, sechs Schüler stehen am Tresen Schlange und wollen ihre Busfahrkarten zurückgeben, als der Schulleiter aus dem Nebenbüro nach dir ruft, ein Fünftklässler weinend mit blutendem Knie zur Türe hereinkommt und das Telefon anfängt zu klingeln – was tust du? J
Ich bleibe ruhig und schaue nach dem weinenden Kind. Alles andere blende ich erst mal aus.
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
(spontan:) Alles. Wirklich! Der Umgang mit den Kindern, den Eltern, den Lehrern. Die Vielseitigkeit meiner Arbeit. Ich bin mein eigener kleiner Chef im Sekretariat, kann mir den Tagesablauf so gestalten, wie es am geschicktesten für mich ist. Das gefällt mir unheimlich gut.
Gibt es manchmal auch unangenehme Momente oder Arbeiten?
Eigentlich nicht. Auch für Eltern, die am Telefon erst einmal etwas Frust rauslassen müssen, habe ich Verständnis und meine Strategien. Ich höre erst mal zu, wenn ich merke, das muss jetzt erst mal raus … versuche später, das Gespräch in eine positive Bahn zu lenken. Das passiert allerdings sehr selten, insgesamt führe ich sehr viele nette Telefonate.
Wenn du eine Schulnote vergeben solltest in Puncto Höflichkeit und Freundlichkeit, wie würden die Schüler und Lehrer am Gymi Mengen abschneiden? Wer hat die Nase vorn?
1,5 ! Für beide gleichermaßen. Bei der Begrüßung ist manchmal noch etwas Luft nach oben, manche stürmen gleich mit ihrem Anliegen herein. Meist sage ich dann erst mal fröhlich „Guata Morga!“ und bekomme immer eine freundliche Antwort. Ich werde von allen respektvoll und höflich behandelt; die Atmosphäre an dieser Schule ist wirklich sehr angenehm.
Am Montagvormittag um 11.20 Uhr kommt eine Fee bei dir im Sekretariat vorbeigerauscht: Du hast drei Wünsche frei. Was würdest du an deinem Arbeitsplatz gern ändern?
Mmmh… eine Klimaanlage vielleicht bei diesen Temperaturen? Ansonsten fällt mir gar nichts ein. Ich bin wirklich zufrieden im Großen und Ganzen, (schaut sich um), es passt alles. Und auch wenn mal irgendetwas nicht perfekt ist, versuche ich, das Beste daraus zu machen.
Mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß – wie trifft man dich in deiner Freizeit am ehesten an?
Ich habe mir vor Kurzem ein neues Fahrrad gekauft, seitdem bin ich viel damit unterwegs und merke, wie viel Spaß das macht! Kleine Besorgungen in Mengen erledige ich jetzt immer mit dem Rad. Um zur Arbeit zu fahren, benutze ich aber immer noch das Auto, fürs Fahrradfahren reicht mir morgens die Zeit einfach nicht.
Was magst du gern? Was sind deine Hobbys?
Unser Sohn ist schwerbehindert und rund um die Uhr pflegebedürftig, deshalb habe ich relativ wenig Freizeit. Aber natürlich haben wir auch einen Garten, und ich spiele gern Federball oder Tischtennis mit meiner Tochter.
Bist du eine Naschkatze? Chips oder Schokolade? Und passend zum Wetter: Welches ist deine Lieblingseissorte?
Absolut! Ich nehme natürlich beides. Ich esse aber auch gern Obst und Gemüse, bin beim Thema Essen überhaupt nicht heikel, ich esse alles. Und an der Eistheke entscheide ich mich für Nusseis. Ich liebe alles mit Nüssen, Nusskuchen, Nusseis …
Letzte Frage: Wann immer man das Sekretariat betritt, bist du freundlich und gelassen. Wie schaffst du das, gibt es ein Geheimrezept dafür?
(lacht) Wie soll ich das erklären? So bin ich einfach. Vielleicht hat es auch ein bisschen mit meinem Sohn und seiner Krankheit zu tun. Wir haben in der Familie schon sehr schwierige Momente gemeistert, dagegen wiegen die kleinen Probleme nicht mehr schwer. Ich habe gemerkt, dass es einem selber besser geht, wenn man positiv durchs Leben geht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview wurde am 26. Juni 2019 von Fr. Richter geführt und vorab in der Jahreszeitung des Fördervereins abgedruckt. Foto: Rt