Freitagnachmittag stand bis zu den Weihnachtsferien bei allen Fünftklässlern des Gymnasiums Mengen „Ponyhof“ auf dem Stundenplan. Erstmals konnte das Projekt für die kompletten fünften Klassen im Rahmen eines Schulsozialarbeitsprojekts angeboten werden. Beide Klassen haben an je vier Freitagen gemeinsam mit ihren Klassenlehrern Herrn Ehrhardt und Herrn Mickert auf dem Birkenhof in Ennetach gearbeitet, gespielt und natürlich die Tiere dort kennengelernt.
Die Reitlehrerin und Reittherapeutin Frau Roese, die betreuende Lehrerin Frau Müller-Amrein und Frau Schultheiß von der Schulsozialarbeit waren mit von der Partie und haben zusammen versucht, ein abwechslungsreiches Programm für die Fünftklässler zu gestalten.
Warum besuchen die Kinder im Rahmen ihrer gymnasialen Schulbildung einen Ponyhof?“ könnte man zurecht fragen. Schließlich denkt man doch, es müsse am Gymnasium vorrangig um Leistung gehen: Das Gymnasium soll seine Schülerinnen und Schüler zur Hochschulreife führen. In den letzten Jahren ist jedoch immer deutlicher geworden, dass Bildung nicht nur Wissen und Fertigkeiten in ganz bestimmten Fachbereichen bedeuten kann. Ein ganzheitliches Verständnis von Bildung beinhaltet neben der Aneignung von Fachwissen in unterschiedlichen Disziplinen auch soziale Kompetenzen sowie die Fähigkeit, mit den eigenen Stärken und Schwächen in positiver Weise umgehen zu können. Kurz gesagt: Es geht in der Schule auch um Persönlichkeitsbildung.
Die Schüler am Gymnasium Mengen sollen die Schule nach Klasse 12 nicht nur mit dem Abitur ausgestattet, sondern als teamfähige, selbstbewusste und dennoch zur Selbstkritik fähige Menschen verlassen. Die Stadt Mengen und die Firmen Schlösser und Hamcos als Bildungspartner des Gymnasiums ermöglichen durch ihre Finanzierung das Projekt.
Das „Ponyprojekt“ ist eines von vielen Projekten, das zu einer ganzheitlichen Bildung beitragen soll. Neben dem Erlernen des Umgangs mit dem Pferd und einfachen Übungen auf dem Pferderücken liegt das Hauptziel der pädagogischen Arbeit mit Pferden im sozial-emotionalen Bereich: Die gemeinsame Arbeit in der Gruppe und mit dem Partner Pferd ermöglicht in besonderer Weise den Aufbau von Vertrauen in sich und andere, die Förderung des Selbstbewusstseins durch Erfolgserlebnisse sowie den Aufbau einer gewissen Frustrationstoleranz, das Erlernen von Selbstbeherrschung und Selbstbestimmung.
Der Umgang mit dem Pferd ermöglicht darüber hinaus Entspannung und Beruhigung vom Alltag und fördert die innere Ausgeglichenheit. Die naturnahe Arbeit auf dem Hof kann die Kinder eine Art der Stressbewältigung lehren, was sich langfristig positiv auf Gedächtnis- und Denkleistungen sowie die Konzentration auswirken kann.
Die Kinder machten bald die Erfahrung, dass es im Stall und mit den Pferden viele Aufgaben gibt, die alleine nicht zu schaffen sind. Ob nun die volle Mistkarre geleert werden soll oder ein verfressenes Pony zum Arbeiten überredet werden muss – gemeinsam geht es besser und macht garantiert mehr Spaß. Das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe und mit den Tieren hat dazu beigetragen, dass die Fünftklässler zu einem guten Team zusammenwachsen können.
Kräftig unterstützt wurden die Fünftklässler und die Lehrer von einigen Sechstklässlern, die im letzten Jahr in der Ponyhof-AG bereits vieles über den Umgang mit Pferden gelernt haben. Die drei Mädels standen den Fünftklässlern bei Wind und Wetter zur Seite und gaben vieles, was sie im Jahr zuvor auf dem Birkenhof gelernt hatten, an die Fünfer weiter.
Einige Fünftklässler wollen auch im kommenden zweiten Schulhalbjahr den Birkenhof weiter besuchen und haben sich für die Ponyhof-AG angemeldet. Vielleicht können auch sie nächstes Jahr ihr Wissen an die neuen Fünftklässler weitergeben!
Text: Herzlichen Dank an Fr. Müller-Amrein!, Februar 2015